Sehen und gesehen werden

Die Bühne wird hell erleuchtet, der Zuschauer:innenraum verdunkelt sich. Beobachtende Pupillen fokussieren den rechteckigen Ausschnitt aus sicherwirkender Dunkelheit. Performer:innen tauchen in einen Mantel aus Scheinwerferlicht und versuchen die Anwesenheit ihrer Beobachter:innen für einige Zeit zu vergessen. „Da oben“ und „Da unten“ geben sich dem Einverständnis hin, die unsichtbare Grenze nicht zu überschreiten. 

Das Einverständnis sich gegenseitig nicht in die Quere zu kommen, folgt einer traditionellen Magie des Theaters. Bühne und Zuschauer:innenraum werden zu zwei autarken Gewerken, der Applaus als eine Vereinbarung dieser Verbindung. Diese imaginäre Trennung, die sogenannte vierte Wand, wird besonders sichtbar, wenn sie durch experimentelle Ansätze durchbrochen wird. 

Warum geben wir uns dieser Illusion hin und was erwarten wir von der anderen Seite? Was hält uns davon ab auf die Bühne zu stürmen? Fühlt sich das an wie ein Regelbruch? 

Die L0GE überträgt diese Fragen in ein praktisches Experiment und wirft Licht und Schatten in jenes alte Theaterritual. Durch die Möglichkeit in „Sehen und gesehen werden“ sein gegenüber nach Belieben mit Scheinwerferlicht zu beleuchten, entsteht eine neue Ebene, die das regelbehaftete Verhältnis zwischen Darstellung und Beobachtung untersucht. 

Spotlight oder Dunkel, die Intensität der Leuchtkraft kann selbst bestimmt werden und das Zusammenspiel dieser Entscheidungen hat Einfluss auf die Durchlässigkeit des Gegenübers. Zuviel versperrt die Sicht, zu wenig lässt die Verschleierung der Dunkelheit walten, aufeinander abgestimmt bahnt es sich einen Weg.

Was entsteht ist ein Ringen um Macht und Illusion, ein interaktiver Raum in dem die Spielregeln neu gesetzt und hinterfragt werden sollen.

Wer beobachtet hier wen?

Text von Saskia Benthack

Fotos von Sebastian Knoll / Roman Ebener

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Mitwirkende

Mathilda Kochan – Clara Kaiser – Saskia Benthack

Raumvermittlung

Vermittelt wurde die kreative Zwischennutzung durch die Agentur Raum auf Zeit