Die vier Weisen

Die LOGE lässt die Türme der Cäcilienbrücke sprechen. Audiovisuelles Crossover aus Lichtinstallation durch Morsecodes gibt den verbliebenen Türmen der Cäcilienbrücke eine letzte Bühne. Künstlerische Arbeit „Die Vier Weisen“ als Hommage an vergangene Funktionen und Gedanken-Schnipsel einer Stadtgeschichte. Vom 17. Oktober bis zum 11. November ist der flackernde Dialog zu sehen.

Höre dir den Dialog hier an:

Die LOGE ist wieder aktiv und hat sich auf die Suche nach unentschlossenen Räumen in Oldenburg gemacht. Das freie Theaterkollektiv, bestehend aus Clara Kaiser und Mathilda Kochan sowie weiteren projektbezogenen Mitwirkenden, nutzt Leerstand oder authentische Stadtwinkel, um Begegnung mit Kunst zu schaffen. Dieses Mal hat die Cäcilienbrücke die Aufmerksamkeit des Kollektivs erregt. 

Die Oldenburger Brücke wurde 1927 erbaut und hat diversen Phasen des letzten Jahrhunderts standgehalten. Zwei Jahre ist die Brücke nun schon außer Betrieb und die vier verbliebenen Türme der Cäcilienbrücke sich selbst überlassen. Nicht nur die Oldenburger:innen vermissen das schöne Bauwerk, auch die einst festen Grundpfeiler des tonnenschweren Stahls neigen sich mittlerweile durch ihre fehlende Verbindung nach hinten. Was bleibt, ist der Verfall eines Bauwerks aus einer anderen Zeit. Mitte 2023 ist der Abriss der Türme geplant. Ein Neubau plant zwar die Ursprünglichkeit der vier Klinkertürme auch weiterhin zu transportieren, das 100-jährige Fenster in eine andere Zeit wird sich hiermit allerdings für immer schließen. Die Arbeit „Die Vier Weisen“ gewährt diesen Elementen daher ein letztes Mal eine Bühne und verliert sich dabei mutwillig in Industrieromantik und Leuchtturmnostalgie.

Ab dem 17.10. werden die vier Türme der ehemaligen Cäcilienbrücke daher erstmals dialogisch sichtbar. Beginnt man den Türmen genauere Beachtung zu schenken, so wird schnell klar, dass jeder Turm Vergangenes oder Zukunftsängste auf seine/ihre ganz eigene Weise zu verarbeiten scheint: Aufflackernde Lichter setzen die Türme miteinander ins Verhältnis und überwinden so ihre fehlende Verbindung. Fast so als würden Sie miteinander kommunizieren oder Moment…tun sie dies denn nicht sogar? Die blaue Ersatzbrücke wird zum Beobachtungspunkt auf einen spannenden Dialogs zwischen stellvertretenden Charakteren der ehemaligen Brückenpfeiler. Freude, Amnesie, Skepsis und Erschöpfung geben einen authentischen Einblick durch ein Crossover aus Lichtzeichen, Morsecodes und Audiospur. Thematisiert werden die Situation der Türme und Ihre Rolle als kulturhistorische Zeitzeug:innen. Die entstandene Nutzlosigkeit jener Bauwerke seitdem ihr massives Bindeglied verschwunden ist, wiegt schwer. Welche Bedeutung haben Sie also noch, wo stehen Sie und was haben Sie wohl alles gesehen?

Fotos von Stephan Walzl

Unser herzlicher Dank gilt unseren Unterstützern und Sponsoren!

Mitwirkende

Mathilda Kochan – Clara Kaiser – Saskia Benthack – Gunnar Brandt-Sigurdsson – Ole Immel – Lars Unger

Raumvermittlung

Vermittelt wurde die kreative Zwischennutzung durch die Agentur Raum auf Zeit